Weihnachtsgrüße 2013
Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren des Stadtrates und der Verwaltung, liebe Gäste, auf der Suche nach einem Thema für diesen Abend gingen mir in den letzten Wochen zwei Begriffe besonders häufig durch den Kopf
„Mut und Respekt“
Ein paar Beispiele von Mut nötigten mir Respekt ab, anderes Verhalten zeugte mehr von Respektlosigkeit. Stadträte und Bürgermeister sollten ein Vorzeigegremium bilden, in dem beide Tugenden gepflegt werden, dann wird auch von Seiten der Zuhörerschaft in den Sitzungen Respekt gezollt werden. Das schien mir in den letzten Monaten nicht immer der Fall zu sein, als es unzulässige und nicht gerügte Zwischenrufe gab.
Bedanken möchte ich mich schon einmal bei den Kolleginnen und Kollegen, die sich bei aller Kritik und unterschiedlichen Ansichten stets höflich und respektvoll verhielten, ja einem mit einem freundlichen Lächeln begegneten. Schön, dass diese in der Mehrheit sind. Leider gab es aber auch despektierliche Äußerungen.
Nun einige Beispiele: Es gehörte sicher kein großer Mut dazu, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen den Kreisel vorm Rothenburger Tor in einer Sparversion zu beschließen. Da musste keiner gegen den Strom schwimmen, alle waren von der guten Wirkungsweise dieses Vorhabens überzeugt. Schließlich standen die Planungen dafür schon seit Jahren fest und bis vor kurzem sprachen nur die Kosten gegen eine zeitnahe Realisierung. In der Projektgruppe Verkehr brachte eines Tages der inzwischen verstorbene Jürgen Messelhäußer den Vorschlag ein, sich nach sparsameren Modellen von Kreisverkehren zu erkundigen und gab auch noch die entsprechenden Hinweise an die Verwaltung. Dann endlich konnte das Vorhaben auf den Weg gebracht werden. Von Respektlosigkeit einem Verstorbenen gegenüber zeugt es aber, wenn der Sprecher einer Gruppierung nun dessen Idee als die seine für sich reklamiert und die Bemühungen aller anderen Kollegen um die Realisierung dieses Projektes ignoriert.
Mut gehört dazu, sich als Mitglied einer Gruppierung zu äußern, die sich für lärmgeplagte Menschen einsetzt, wenn man, anders als in anderen Kommunen damit im Windsheimer Stadtrat ziemlich alleine dasteht und keine Mitstreiter hat, sei es, weil einige im Stadtrat auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu Verbänden der Verursacherseite des Lärms näher stehen, sei es aus Gleichgültigkeit oder Nicht-betroffen-sein.
Auch wenn man gänzlich anderer Meinung ist sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, das legitime Engagement dieser Gruppe zu respektieren und es nicht zu diffamieren. Wenn es nun eine Frau ist, die eine derart einzigartige Position vertritt, muss sie zudem gewärtig sein, mit mehr oder weniger versteckten frauenfeindlichen Äußerungen konfrontiert zu werden. Sie kann schon froh sein, wenn nicht gleich der Ruf „Zurück auf den mittelalterlichen Scheiterhaufen“ ertönt. Es ist auch nicht angenehm, süffisant und überlegen wegen seiner Unbedarftheit und Fremdsteuerung belächelt zu werden. Grob unhöflich ist es, wenn man nicht mal ein Name mehr wert ist, sondern nur noch als „die da“ bezeichnet wird. Wie sich die betroffene Person dabei fühlt interessiert nicht, Mann ist wahrscheinlich der Meinung: Wer in die Politik geht muss so etwas aushalten. Wagt es die betroffene Person dagegen, das Problem anzusprechen und sich zu wehren, wird flugs der Spieß herumgedreht – um einmal im Militär-Jargon zu sprechen – und die in ihren Empfindungen Gekränkte wird nun allseits dazu aufgefordert, sich für ihr Gekränkt-Sein auch noch zu entschuldigen. Angriff ist die beste Verteidigung - Gelernt ist gelernt! Besonderen Respekt verdient der Mut, im Stadtrat auf unpopuläre Tatsachen und Wahrheiten hinzuweisen und auszusprechen, was wohl viele denken, aber nicht so recht zu sagen wagen. Da besteht nämlich die Gefahr, dass man die Zuhörer brüskiert, die den Stadträten manchmal buchstäblich im Nacken sitzen.
-Ich erinnere daran, dass eine berechtigte Nachfrage nach den Kosten der Skater-Anlage sofort in eine Ablehnung umgemünzt wurde, um sich damit bei den jugendlichen Zuhörern anzubiedern.
-Es ist auch noch nicht lange her, da beschäftigte uns die Diskussion um die Neuauflage des Sternstundenmarktes. Vor zahlreicher Zuhörerschaft laut über Kosten und Nutzen des Sternstundenmarktes nachzudenken war schon besonders mutig. So manchem engagierten Bürger, der mit gänzlich anderen Vorstellungen zur Sitzung kam, mag das bitter aufgestoßen sein. Dabei ist der Stadtrat verpflichtet, verantwortungsvoll mit den städtischen Haushaltsmitteln umzugehen.
Für den nun schon begonnenen Wahlkampf wünsche ich mir Bewerber, die den Mut zur Wahrheit aufbringen, selbst wenn sie damit um ihre Popularität fürchten müssen. Ich wünsche mir bei allen Auseinandersetzungen aber auch, dass der Respekt vor den politischen Gegnern gewahrt wird und der Umgangston höflich bleibt. Worte wie „ Sauerei“ sollten nicht zum Vokabular gehören.
Ich wünsche mir für das kommende Wahljahr, dass die Entscheidung des Wählers respektiert wird, und der Verlierer nicht sechs Jahre im Schmollwinkel verharrt. Das hat unserer Stadt in jüngster Zeit nicht gut getan und war auch in der ferneren Vergangenheit nicht gerade zuträglich.
Für die bevorstehenden festlichen Tage wünsche ich Ihnen und Ihren Familien aber zunächst mal eine Atempause, Ruhe, Besinnung und Entspannung, damit Sie Kraft für die nächsten anstrengenden Monate tanken können.
Danke für die Aufmerksamkeit!
Anm.: Barbara Horneber hat mir ihr Textmanuskript auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Es fehlten 11 STRM, nämlich Gerhäuser, Döbler-Scholl, Helm, Gampe, Seiboth, Reichenberg, Dingfelder, Hackeneis, Gröbel, W. Eckardt, Dr. St. Eckardt. Beim anschließenden gemeinsamen Essen nahm auch wieder nur ein Teil dieser STRM teil, die Stadtkasse wurde entlastet.
Korrektur: Die Stadträte bezahlen seit langem ihr Essen aus eigener Tasche und sammeln zusätzlich noch für einen gemeinnützigen Zweck. Die Stadtkasse wurde also noch nie durch die Weihnachtsfeier belastet!