Freibad nicht nur von der Kostenseite her betrachten.
Die im Bericht genannten jährlichen Kosten für das Freibad im Geschäftsjahr 2012 zerfallen grundsätzlich in einen Abschreibungsblock, in einen Kostenblock für die Wärmeerzeugung durch die Stadtwerke selbst, sowie einen Block für die Betriebsführung.
Wäre das Freibad direkt der Stadtverwaltung angegliedert, dann gäbe es keinen Abschreibungsblock, da die Stadt z. B. auch kein Schulgebäude abschreibt. Die Investitionskosten wären damit einmalige versenkte Kosten. In der Diskussion wären nur die Kosten des laufenden Betriebes.
Der Gesetzgeber erlaubt jedoch, dass es bei einer technisch – wirtschaftlichen Abhängigkeit möglich ist, ein Freibad z.B. den Stadtwerken zuzuordnen. Dies ist in Bad Windsheim durch das Blockheizkraftwerk realisiert. Dieser von den Finanzbehörden zugelassene steuerliche Verbund führt dazu, dass Verluste aus dem Betrieb des Freibads mit Gewinnen aus anderen Geschäftsbereichen verrechnet werden können. Dies führt auch dazu, dass Abschreibungen steuermindernd genutzt werden können. Da die Stadtwerke im Wirtschaftsjahr 2012 trotz Betriebs des Freibads einen Gewinn erwirtschaftet haben, bedeutet dies, dass das Konzept aufgegangen ist. Wäre das Freibad nicht bei den Stadtwerken, sondern direkt bei der Stadt, dann wäre folglich der Gewinn der Stadtwerke um rund 500.000 € höher. Für diesen Gewinn müssten dann die Stadtwerke rund 250.000 € Steuern bezahlen. Damit reden wir nur noch von einem tatsächlichen Defizit von 250.000 €. Zieht man hiervon noch die Abschreibungskosten ab, die zwar steuerlich genutzt werden, aber zu keinen Ausgaben mehr führen, dann relativiert sich die Höhe des Verlustes deutlich. Kein Freibad erwirtschaftet seine Abschreibungskosten. Deshalb sind diese Kosten meiner Meinung nach als versenkt zu betrachten und sollten nur unter steuerlichen Aspekten behandelt werden.
Weiterhin muss bei einem Freibad auch der Nutzen für die Stadt bewertet werden, wenn man dafür oder dagegen argumentiert. Die reine Kostenbetrachtung engt den Blickwinkel zu sehr ein. Hier für gibt es entweder die Methode der Nutzwertanalyse oder der Kosten-Nutzen Analyse.
Das Freibad bewirkt viele positive Aspekte für die Stadt. Junge Familien werden als Wohnort immer einen Standort mit Freibad als Wohnort vorziehen, wenn sie die Auswahl haben. Dies bewirkt, dass Bauplätze besser verkauft werden können und die Schulinfrastruktur erhalten bleibt. Fachkräfte können vermutlich auch leichter für Bad Windsheim gewonnen werden. Gäbe es in Bad Windsheim kein Freibad, dann müssten die rund 40.000 Besucher pro Saison in ein benachbartes Bad fahren, wenn sie nicht auf das Baden verzichten wollen. Dies bedeutet, dass durch das Freibad auch viele Fahrten vermieden werden, was positiv für die Umwelt ist. Das Fränkische Freilandmuseum und das Europäische Schullandheim haben auch einen positiven Werbevorteil mit dem Freibad in unmittelbarer Nähe. Diese und weitere „Freibadnutzen“ werden bei einer Kosten- Nutzen- Analyse monetär bewertet und den Betriebskosten gegenübergestellt. Erst nach dieser Untersuchung kann man einigermaßen objektiv bewerten, ob die Summe der Nutzenwerte die laufenden Betriebskosten rechtfertigen.
Deshalb wäre es zur Objektivierung der Diskussion sehr hilfreich, wenn die Stadt einen Studenten suchen würde, der diese Untersuchung im Zuge eine Bachelorarbeit durchführt. Viele treue Freibadgäste würden sich freuen, wenn man strukturiert und nicht einseitig kostenorientiert diskutiert.
Die neue Rutsche dient wie der ursprüngliche Bau des Freibads selbst der Attraktivitätssteigerung der Stadt. Eine vernünftige Rutsche ist heute einfach Standard für ein Freibad und ist eine Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bad Windsheim.
Hubert Seewald